Bislang gibt es nur sehr wenige Reaktionen auf meinen Blog. Ich habe ihn auch noch nicht nachhaltig beworben, außer einem Hinweis auf Facebook und einmal in unserem Kunden-Newsletter. Bin gar nicht sicher, ob es überhaupt jemanden interessiert, und daher auch etwas zurückhaltend, denn eigentlich schreibe ich diesen Blog für mich selbst. Die Öffentlichkeit des Blogs ist nur der selbstgemachte Druck den ich brauche, um auch durchzuhalten. Eigentlich bin ich seit meiner Pubertät (bei diesem Wort vermisse ich ein Rechtschreibprogramm in meinem Blog…) Tagebuchschreiberin – zugegeben mit großen Lücken. Aber wichtige Briefe, auch welche, die ich selbst geschrieben und dann kopiert habe, hebe ich immer auf. Man lernt beim Nachlesen der Tagebücher und Briefe (heutzutage sind es die Mails) so viel über sich selbst und warum ich so geworden bin, wie ich bin. Natürlich ist mir eine Grundstruktur im Wesen bereits in die Wiege gelegt worden, aber ich bin überzeugt, dass das Leben und vor allen Dingen die ersten 15 Jahre im Leben (aber auch alle weiteren Lebensjahre) diese Grundstruktur enorm beeinflussen und dabei einige Charakteristika verstärken und andere fast ausblenden können. Und im Nachlesen bzw. Bewusstwerden was da mit mir und um mich geschehen ist, erkenne ich mich selbst. Wenn ich mich selbst erkenne dann kann ich auch zu mir stehen, oder eben versuchen, mich zu verändern. Auch davon bin ich überzeugt, spätestens seit ich Gerald Hüthers „Bedienungsanleitung für ein menschliches Gehirn“ gelesen habe: der Mensch kann sich sein ganzes Leben lang verändern. Seine Verhaltensweisen sind nicht mit der Geburt vorprogrammiert, sondern die Erfahrungen des Lebens graben einige Schaltmuster und Mechanismen in das Gehirn ein. Im Unterschied zum Tier ist der Mensch jedoch zeit seines Lebens in der Lage, neue Schaltmuster und Mechanismen dazuzulernen und andere zu vergessen.
Beweis dieser Theorie bin ich selbst – und Urban. Zugegeben noch befinden wir uns mitten in der Beweisführung und es kann uns noch nicht attestiert werden, dass wir unsere neuen Schaltmuster bereits erfolgreich einsetzen. Aber wir selbst spüren intensiv, dass wir mit jedem Tag etwas sicherer werden und dass unser neues Leben gelingen wird.
Und damit dieser Prozess, den zu erleben wir als einmaliges Geschenk empfinden, nicht vielleicht eines Tages vom Alltagstrott überschattet und vergessen wird, möchte ich diesen Blog schreiben.
Natürlich könnte ich auch wie bisher „nur“ Tagebuch schreiben, aber es gibt so viele Menschen, die uns mit Ihren Worten, Gedanken und Wünschen auf unserem Weg begleiten, die ein echtes Interesse an uns haben. Und diesen Menschen ist dieser Blog vor allen Dingen gewidmet.
Und warum ich gerade heute so philosophisch werde? Die Redakteurin des Zeit-Magazins Heike Faller war heute zum Abendessen bei uns. Sie hat vor einigen Monaten das Thema Wein entdeckt – nicht in erster Linie als Genussmittel für sich selbst, sondern eher als Stoff für ihr Buch, das sie plant in 2016 zu schreiben. Worum genau es in diesem Buch geht, weiß sie noch nicht, das recherchiert sie gerade und es besteht eine klitzekleine Chance, dass es sogar die Geschichte von Urban und mir und dem Weingut Hans Lang sein wird. Aber egal ob unsere Geschichte oder etwas ganz anderes. Mich hat Heike Faller mit ihren gezielten, professionellen und gleichsam einfühlsamen Nachfragen extrem inspiriert und motiviert, unsere Geschichte hier zu erzählen und für Alle, die es jetzt oder irgendwann später interessiert, festzuhalten.
Denn es ist eine faszinierende und spannende – allerdings vom Alltag bedrohte – Geschichte…. Darum also dieser Blog…