Rheingau trifft Appenzell

Ein Gastbetrag des gastrosophischen Bloggers Ingo Swoboda, auch hier nachzulesen…..

Weingüter empfehlen wir auf unserem Blog eigentlich nicht so gerne. Zu viele gibt es davon und zu wenige, die wirklich herausstechen. Doch beim Weingut Kaufmann in Hattenheim machen wir schon deswegen eine Ausnahme, weil seine Geschichte außergewöhnlich ist. Die Weine sowieso, doch dazu später. Urban Kaufmann, der seit zehn Jahren zusammen mit seiner Partnerin Eva Raps das Weingut leitet, ist gebürtiger Schweizer und hat, ganz klischeehaft, bis 2013 eine der besten Appenzeller Käsereien geleitet. Ein echter Quereinsteiger. Eva dagegen kommt aus Franken, war viele Jahre Geschäftsführerin des VDP und ist nun mit der Wein-Realität konfrontiert. Ein gutes Team, das ohne Tradition im Nacken charaktervolle Rheingauer Rieslinge auf die Flaschen bringt. Keine schweizerisch neutralen, auch keine rustikal fränkischen. Evas und Urbans Rieslinge, vollends biodynamisch produziert, sind feinwürzige Gewächse, präzise und klar in ihrer fruchtigen Eleganz, trotzdem mit Biss und beflügelt von einer prononcierten Säure. Ihr Flaggschiff heißt selbstverständlich „Tell“ und ist mit angedeutetem Fadenkreuz auf dem Etikett ausgestattet. Ein geschmacklicher Volltreffer, Riesling in Bestform. Dazu hat das Weingut auch Spätburgunder im Portfolio, vom Gutswein mit Barrique-Noten über das vielschichtige Große Gewächs, bis hin zu einem Pinot Noir Sekt und der Cuvée „edel+weiss“ aus Chardonnay und weiß gekeltertem Pinot Noir. Im Shop auf der Homepage www.kaufmann-weingut.de/shop findet man auch Weine aus Israel, was uns gerade in diesen Tagen angesichts des schrecklichen Überfalls der Hamas-Terroristen als vinologische Solidaritätsbekundung mit Israel besonderes gut gefällt. Die ausdrucksstarken Roten und Weißen kommen aus der kleinen Boutique-Winery Seahorse, die der ehemalige Filmemacher Ze’ev Dunie im Herzen der Jerusalemer Berge betreibt.

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