Unser Wisselbrunnen
Zu Beginn jeden Jahres fragt Urban mich erneut, ob wir „unsere“ Parzelle im Wisselbrunnen wieder selbst bearbeiten wollen. Wie kann er nur auf die Idee kommen, dass ich das nicht möchte….?
Auch wenn die Arbeit am Abend und an den Wochenenden gemacht werden muss, möchte ich es nicht missen, selbst im Weinberg zu stehen und den Verlauf der Natur zu folgen. Nicht nur, dass uns das sehr viel praktische Erfahrung vermittelt, Weinbergsarbeit ist wohltuend für Geist und Körper.
Die beiden Fotos entstanden allerdings nicht im Wisselbrunnen, sondern in der Junganlage des Spätburgunders in Hallgarten, wo wir Anfang Juli die Traubenzone entblätterten.
Biodynamischer Weinbau
2017 ist das erste Jahr, in dem wir unsere Weinberg nicht nur ökologisch sondern auch nach biodynamischen Richtlinien bewirtschaften. Dazu gehört u.a., dass wir in Wasser dynamisierte Pflanzenstärkungsmittel ausbringen. Auf diesem Foto, dynamisiert Urban zum Beispiel gerade ein Hornmistpräparat, indem er ca. 100 g des Präparates in 30 Ltr. (Menge für 1 Hektar Rebfläche) Wasser für ca 1 Std. abwechselnd rechts- und linksherum rührt.
Hier, beim Demeter Verband, dem wir nun mit unserem Weinbaubetrieb angehören, ist nachzulesen, was es mit den Präparaten so auf sich hat….
Frostnächte im April
Das erste Präparat das Urban ausbrachte, war Baldrian, dem positive Auswirkungen auf den Wärmehaushalt der Pflanze nachgesagt wird. Grund für diese Maßnahme war die Vorbereitung auf die Frostnächte am 19. und 20. April 2017, die uns nach der Rückkehr aus dem Osterurlaub im fast sommerlichen Piemont große Sorgen bereiteten. Die Reben waren zu diesem Zeitpunkt schon ausgetrieben, und jeder, der Balkonpflanzen zu Hause hat, kann sich vorstellen, dass gerade diese jungen Triebe extrem empfindlich sind. Vielleicht lag es wirklich am Baldrian, dass wir tatsächlich keine nennenswerten Ausfälle registrieren konnten? In jedem Fall war es beruhigend für unsere Nerven, etwas zu tun, statt tatenlos zu warten was geschieht.
Hagelschlag im August
Nach einer gewissen „Schockstarre“ holten die Reben, dann den Vorsprung, den sie durch das extrem warme Frühjahr hatten, wieder auf. Das trockene Wetter während der Blüte im Juni sorgte dann für eine prächtige, fast zu gute Entwicklung, denn die Trauben wuchsen sehr kompakt, was nach den ständigen Regenfällen im August zu großem Fäulnisbefall führte. Doch vorher traf es unsere Weinberge schlimmer, durch den Hagelschlag in der Nacht zum 1. August. Ein Datum, dass wir uns alleine deshalb so gut merken können, da der 1. August der Nationalfeiertag der Schweiz ist. Hier hatte ich schon im August berichtet und Fotos der getroffenen Reben gezeigt….
Erntezeit
Die Erntezeit war wieder der gesellige Höhepunkt des Jahres im Weingut. Sämtliche Gästebetten waren von Freunden belegt, die zusammen mit unseren rumänischen Erntehelfern ein super motiviertes Team bildeten, dem selbst die anstrengende Selektionsarbeit, die Laune nicht verdarb.
Auch wenn das Jahr 2017 als ein schwieriges Jahr in die Analen der Winzer – nicht nur des Rheingaus – eingehen wird, so sind wir doch dankbar, dass wir trotz, Frost, Hagel und Fäulnis eine einigermaßen durchschnittliche Erntemenge heimbringen konnten. Und noch wichtiger: auch die Weine in den Fässern entwickeln sich sehr gut.
Mit einem blauen Auge davongekommen können wir also jetzt resumieren:
Wenn es solche Jahre wie 2017 nicht gäbe, wüssten wir uns gar nicht so richtig über die einfachen Jahre zu freuen….