Sind Sie nicht chick, meine Neuen?!
Ich weiß gar nicht mehr, wann ich das letzte Mal Sport gemacht habe… Zwei, drei Mal im Januar, Februar war ich noch joggen und bei der Fitness-Gymnastik im Bad Kreuznacher Sportverein VFL, aber spätestens mit dem Umzug Anfang März ins Weingut war es dann ganz vorbei. Mein Mountain-Bike habe ich Ende Februar von Gau-Algesheim nach Hattenheim gefahren und seither steht es in der Garage. Und das, nachdem ich im letzten Jahr noch eine Alpenüberquerung gemacht hatte!. Anfangs hat mich das sport- und damit sauerstoffarme Leben extrem gestört, aber gleichzeitig konnte ich mich nicht aufraffen bzw. habe ich keine Muße dafür gefunden. Das fing schon damit an, dass meine Sportklamotten auch jetzt noch in den Umzugskisten stecken, weil der dafür gedachte Schrank, den mein Bruder basteln will, noch nicht fertig ist. Baustellen über Baustellen waren das zu Anfang und dieser Berg von Arbeit hat mich und auch Urban quasi überwältigt… Die Anforderungen des laufenden Weingutsbetriebs hatten unser Leben im Griff und daneben blieb keine Luft mehr für irgendetwas anderes. Nicht nur die Hobbies blieben auf der Strecke, auch sämtliche strategische Überlegungen zur Weiterführung des Weinguts oder auch Gedanken zu Umbau- oder Möbilierungsfragen im Weingut und in der Privatwohnung fielen dem täglichen Arbeitspensum in Weinberg, Keller und Büro zum Opfer.
Noch heute frage ich mich manches Mal, ob es an der Menge der Arbeit und zu wenig Personal liegt, oder an unserer Unerfahrenheit in vielen Dingen, aufgrund der wir für jede Aufgabe doppelt und dreifach lange Zeit benötigen, dass wir jeden Tag von 8 – 22 Uhr voll mit unserem Weingut beschäftigt sind.
Jeder wird sagen, dass das doch ganz normal ist am Anfang, noch dazu wenn dieser Anfang mit einer 200%igem Umstellung des Lebens einhergeht und gar nichts mehr ist wie es einmal war. Trotzdem war ich ungeduldig mit mir und unzufrieden, dass ich keinen Sport mache. Bis zu dem Tag, als ich mir die „Erlaubnis“ gab, ganz ruhigen Gewissens keinen Sport machen zu müssen und auch gar nicht mehr darüber nachdenken zu müssen – bis nach der Ernte. Diese Zeit gab ich mir also und damit war meine Unzufriedenheit vorbei. Allerdings verbunden mit einem gehörigen Respekt, ob ich es denn dann nach der Ernte, nach so langer Pause, überhaupt schaffe wieder einzusteigen in einen sportlichen Rythmus. Und da hat mir Stefanie während unseres gemeinsamen Seminars Anfang September bei einem Gesprächsspaziergang über Rituale, die helfen Entscheidungen zu treffen, enorm geholfen. Sie hat für sich das Ritual eingeführt, jeden Tag etwas sportliches zu machen. Das fiele ihr leichter, als z.B: zwei Tage die Woche, denn dann gibt es immer wieder Ausreden. Daher faßte ich den Vorsatz, nach der Ernte jeden Tag eine Viertelstunde zu laufen. Mein tägliches Ritual, das sollte doch möglich sein…!
Nun ist aber die Ernte schon wieder zwei Wochen vorbei und ich habe meine guten Vorsätze noch immer nicht erfüllt. Doch zumindest habe ich mir heute schon mal richtig gute Laufschuhe gekauft. Ich hatte natürlich auch fest vor, die neuen Schuhe gleich am Abend zu testen, doch aufgrund meines kleinen Stadtausflugs blieben andere Dinge liegen und am Ende stand ich noch mit Urban und Zenon an der Etikettiermaschine, weil ein komplizierter und umfangreicher Auftrag eines Online-Handels am Montag fix und fertig gepackt sein muss.
Also verschiebe ich meinen guten Vorsatz auf kommenden Montag, denn das Wochenende (morgen beginnen die Glorreichen Rheingau Tage) ist auch schon durchgeplant….