Die Weinpublizisten Fabian und Cornelius Lange begleiten unser Weingut seit seiner Gründung im Jahre 2013. Zum zehnjährigen Jubiläum schreiben sie ihren ganz persönlichen Rückblick.
2013 / 2014
Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum!
Genau das hat Urban Kaufmann getan und sein eigenes Weingut gegründet. Nicht mehr nur über den Wein der anderen staunen, sondern selber machen! Ikonen wie den Spätburgunder von Fürst in Franken oder den Semillon von Tyrrell aus Australien. Wie sehr ihn diese Weinlegenden beeindruckten, hat er uns erzählt als wir ihn vor zehn Jahren mitten im größten Trubel kennenlernten. Mit einem Bein stand er damals schon im Rheingau und mit dem anderen noch in der Schweiz als Manager einer Appenzeller Käserei.
Seine Wahl ist nicht auf das Burgund oder die Toskana gefallen, sondern auf das beste Rieslinganbaugebiet der Welt. Eine mutige Entscheidung und exzellente Wahl. Mit der Übernahme des renommierten VDP-Weinguts Hans Lang bekam er das richtige Terroir zwischen die Finger und zugleich die Chance, mit Chardonnay- und Spätburgunder zu beweisen, dass noch Luft nach oben ist.
Und zu allem Glück kam Amor ins Spiel. Mit Tell‘scher Treffsicherheit hat er den Appenzeller Urban Kaufmann mit der Fränkin Eva Raps verbandelt. Sie hängte ihren Job als VDP-Geschäftsführerin an den Nagel, um sich fortan mit Leib und Seele dem Weinbau zu widmen. Das ist eine Geschichte wie aus dem Bilderbuch.
Und so ging es los: Regen muss sein. Ab und zu jedenfalls, wenn man Gutes ernten möchte. Aber in ihrem ersten Jahrgang 2014 hörte es praktisch gar nicht mehr auf, vor allem in der entscheidenden Phase der Traubenreife und ihrer aromatischen Vervollkommnung. Bei so einer Wetterlage würde jedem Newcomer – mit Verlaub – der Arsch ganz schön auf Grundeis gehen. Der Jungfernflug stand also alles andere als unter einem guten Stern.
„Das Wetter war schon ziemlich deprimierend und eine unglaubliche Herausforderung für uns“, sagt Eva Raps dazu rückblickend, „aber wir hatten auch noch ganz andere Dinge zu erledigen, ein Team zusammenstellen, den Betrieb neu organisieren und dann noch ein neues Erscheinungsbild entwickeln. Das haben wir alles gleichzeitig erledigt, Tag und Nacht – und es ist uns bis heute praktisch ein Rätsel, wie wir das auf die Reihe gekriegt haben.“
Mit dem Einzug in Hattenheim kam endlich auch Urbans Klavier ins Haus und sein geliebter Boogie-Woogie hielt ebenso Einzug am Rheinufer wie die Schweizer Flagge, die die beiden vor ihrem neuen Domizil gehisst haben.
Und dann war da noch ein ganz anderes Projekt, man könnte es auch Passion nennen, Urbans Liebe zum Pinot Noir. Er hatte selbst kaum Wurzeln in seiner neuen Heimat geschlagen und schon zog er mit einem Bündel Reiser in Hallgartens Top-Terroir los und setzte den legendäre, klein- und lockerbeerige Klon 777 in die Rheingauer Erde. So entstanden auch noch drei herrliche Parzellen, die den Ruf des Weinguts als Produzent von bemerkenswerten Spätburgundern begründen sollten.
Echte Pionierarbeit, wie wir finden.