Glorreiche Rheingau Tage

Riesling-Gala

Ist das nicht ein herrlicher Titel für diesen Veranstaltungsreigen, der sich offensichtlich über 30 Jahre hin bewährt hat….?

Obwohl ich auch schon im letzten Jahr 3-4 Veranstaltungen an Urbans Seite erlebt habe, so fühlte es sich dieses Jahr nochmal ganz anders (etwas wie „angekommen“) an und endete mit meiner Feststellung am Ende der fulminanten Riesling-Gala „Was bin ich froh, dass ich eine Rheingauer Winzerin geworden bin“ und die Betonung liegt natürlich auf Rheingauer….

Es ist schon enorm was hier in 10 Tagen von den VDP Winzern auf die Beine gestellt wird und es ist ein Glück für uns, in einer – für Genussreisende – sehr zentral gelegenen und verbrauchernahen Region unser Winzer Dasein starten zu dürfen. Auch wenn der Wettbewerb hier möglicherweise intensiver ist, so überwiegen eindeutig die Vorteile: man fährt nicht nur schnell mal, sondern auch sehr gerne und häufig in diese Genießerregion.

Nach den vier Veranstaltungen am letzten Wochenende (Spätburgunder-Präsentation in Rüdesheim, Riesling-Renaissance im Kronenschlösschen, Winzerparty in Falkenstein und Wein u. Speisen im Weinpunkt) ging es am Freitag weiter mit den „8 Winzer – 8 Köchen“ in der Burg Crass, der Rheingau Open Jahrespräsentation am Samstag in Schloss Johannisberg, dann 30 Jahre Charta Party bei Barths und endete schließlich mit der Riesling-Gala am Sonntag in Kloster Eberbach.

Unsere Gastwinzer waren Prinz und Prinzessin zu Salm-Salm von der Nahe und es war wohl mal wieder eine „von oben“ gelenkte geistige Eingabe, gerade dieses Weingut zu fragen an unser Tafel mit uns gemeinsam zu feiern. Denn dass Prinz Salm da noch nie teilgenommen hatte und es nun ausgerechnet bei der 25. Jubiläums-Gala das erste Mal tat, war mir nicht bewußt. Also eine perfekte Wahl, schließlich auch weil es ein herrliches Gefühl für mich war, meinen „Chef und Lehrherren“, dem Präsidenten des VDP, mit dem ich die ersten 10 Jahre als Geschäftsführerin zusammen arbeiten durfte, nun als Kollegin begrüßen zu dürfen. Als Urban mit Prinz Salm an der Seite beim festlichen, von Jagdhörnern und anhaltendem Applaus begleiteten Winzereinmarsch an unserem Tisch vorüber zog, bekam ich eine Gänsehaut und Urban gestand mir nachher das Gleiche… und ich habe sogar ein kleines, feuchtes Funkeln in seinen Augen entdeckt, als Mario Scheuermann in seiner Festansprache zum Toast auf den verstorbenen Bernhard Breuer aufrief. Auch für Urban ist die Verwirklichung seines / unseres Traumen manchmal noch unfassbar…

Auch ein großer weiterer Teil unserer großen Tischgemeinschaft waren Weinfreunde und Kollegen, die ich aus den „alten Zeiten“ gut kenne und mit denen ich auch heute noch oder wieder zusammenarbeite. Da waren unter anderem Hilke Nagel, meine Kollegin und Nachfolgerin beim VDP, Vera Jung und Henry Rölz mit denen ich manchen Ball des Weines gemeinsam organisiert habe, Andre Drescher von Cavia House, mit dem ich eine Zweitplatzierung von VDP Weinen im Flughafen Shop initiiert habe in dem seither auch Weine des Weinguts Hans Lang gelistet sind, Daniel Deckers der VDP Historiker und Christina Fischer sind mittlerweile gute Freunde geworden, Erhard Heitlinger dessen Rolle in unserer Geschichte ich zu einem anderen Zeitpunkt verraten werde und schließlich Ulrich Langguth, mit dem ich an der Reling eines Schiffes im Hafen von Chicago vor 15 Jahren mal philosophiert habe und der heute unser Exporteur ist.  Einmal mehr bewahrheitet sich hier das Sprichwort: man sieht sich immer zwei Mal im Leben…

Alle unsere Gäste, darunter natürlich auch ganz „neue“ Kontakte haben die Gala offensichtlich sehr genossen, so wie ich auch, obwohl ich anfangs doch auch etwas angespannt war.

So eine Tischrunde zu organisieren ist zwar nichts im Vergleich zur Organisation einer Großveranstaltung, aber letztere organisierte ich ja auch sozusagen hauptamtlich und die Riesling-Gala nur so nebenbei. Das fühlt sich dann zwar sehr viel leichter und einfacher an, aber die Gefahr ist groß, dass man Wichtiges übersieht und Vorbereitungen vergisst. So waren gestern z.B. die Bistroschürzen für die beiden Ausschankhelfer, Rückschüttgefäße und die Kapselschneider nicht in meinem Gepäck und das machte mich anfangs etwas nervös… Aber Hauptsache die Weine waren da und gut gekühlt und paßten auch hervorragend zum Essen – bis auf eine Ausnahme: zur Jakobsmuschel wurde ein gereifter trockener Wein empfohlen, doch das Gericht war extrem aromatisch und noch dazu mit einer rechten Prise Schärfe gewürzt, so dass unser 2009er Hassel schlichtweg „unterging“…

Diese und 1000 mehr Eindrücke strömten gestern und die letzten Tag auf mich ein, so dass ich heute Nacht gegen 4 Uhr aufwachte und nicht mehr einschlafen konnte. Unzählige nicht zu Ende gedachten Eindrücke und Gedanken und unterbrochene Gespräche kamen wieder in mein Bewußtsein im Halbschlaf und ließen mich sicher 1-2 Stunden, die mir heute den ganzen Tag fehlen, nicht mehr zur Ruhe kommen. Eigentlich nicht verwunderlich, nach diesem Mamutprogramm der letzten zwei Wochen, in denen der ganz normale Weingutsalltag in vollem Umfang weiterlief….

Apropos, trotzdem habe ich es geschafft, meine guten Vorsätze vom vorletzten Beitrag zumindest ansatzweise in die Tat umzusetzen: 3 Mal bin ich jeweils ca 4 km am Rhein entlang gejoggt und es war herrlich und gar nicht so anstrengend, wie nach der langen Pause befürchtet…

„Kollegin“ Prinzessin Salm und Urban
„Kollege“ Prinz Salm und ich