Die Weinpublizisten Fabian und Cornelius Lange begleiten unser Weingut seit seiner Gründung im Jahre 2013. Zum zehnjährigen Jubiläum schreiben sie ihren ganz persönlichen Rückblick.
2023
Einszweidrei, im Sauseschritt, läuft die Zeit; wir laufen mit.
Jubiläum! Zehn Jahrgänge haben Urban Kaufmann und Eva Raps mittlerweile auf die Flasche gebracht.
In jedem Frühjahr sind die Hoffnungen groß, dass sich am Ende alles zu einem harmonischen Gesamtbild zusammenfügen wird, das den Jahrgang charakteristisch kennzeichnet. Mit dieser Sehnsucht sind die beiden natürlich nicht allein, es ist ein Wunsch, den alle Winzer auf der Erde miteinander teilen: dem Weinberg genau das zuteil werden zu lassen, was er wirklich braucht, damit die Reben tun, was sich die Winzer von ihnen wünschen: vollreife, gesunde Trauben, Aromen, Düfte, Extrakt und eine Extraportion Komplexität, die einen möglichst nachhaltigen Eindruck auf den Zungen der Genießer hinterlässt.
Und genau diesem Ideal eifert auch Ze’ev Dunie von unserer Twin Winery Seahorse in Israel nach. Dabei ist unser Freund nicht nur ein handwerklich exzellent arbeitender Winemaker – Ze’ev kann auch sein Handeln in ganz besondere Worte fassen:
„The thoughts and emotions of the winemaker, relevant or irrelevant to the process of winemaking, will eventually find their way into the bottle of wine.“
In all seinen Weinen steckt etwas von dieser Klugheit: sei es nun der Chenin Blanc aus über 40 jährigen Reben, der „Antoine“ aus Syrah, Grenache und Mourvedre, oder der „Lennon“ aus Zinfandel, Petit Sirah und Mourvedre. Diese Weine können direkt im Weingut Kaufmann erworben werden. Zögern Sie nicht, bei ihrer nächsten Bestellung auch ein Kreuzchen hinter diese Weinen zu setzen.
Der April 2023 schenkte verheißungsvolle Wärme, die Reben bildeten in rasantem Tempo Blattwerk und sind förmlich über sich hinausgewachsen. Ach was! Nicht gewachsen, geschossen sind sie, so schnell ging alles! Der Winter stürzte praktisch gleich in den Sommer, so geballt kam die Wärme ins Land. Und leider war es auch ziemlich feucht, weil die warmen Tage und kühle Nächte für reichlich Tau auf dem Blattwerk der Reben sorgten, und das wiederum zog den Mehltau magisch an, der sich galoppierend ausbreitete und zu einer großen Gefahr für die Gesundheit der Reben wurde.
Damit war der Rheingau und das Weingut Kaufmann natürlich nicht allein, im gesamten Weinbau Deutschlands musste man mit diesem ärgerlichen Phänomen kämpfen. So wurde der Pflanzenschutz zum vorherrschenden Thema des Frühjahrs.
Die Niederschläge nahmen im weiteren Jahresverlauf sogar noch zu und wollten nach so vielen, überaus trockenen Jahren gar nicht mehr aufhören. Was für die Hortensien im Garten ein Segen ist, bereitet dem Winzer hingegen Kopfschmerzen, denn auch er erfreut sich an der Blütenpracht im Garten, aber mit zu viel Wasser im Boden und damit letztlich in den Beeren wird er sich niemals anfreunden können. Ende August kam es zu einer regelrechten Regenflut; so viel Wasser fiel vom Himmel, dass der Burgunder überfordert war und viele seiner Beeren platzten, was einerseits zu Mengen-, andererseits auch zu Qualitätsverlusten führte.
Zum Glück war der gute alte, im Rheingau bewährte Riesling dem Wasserüberschuss besser gewachsen, seine Beeren konnten sich in der schwierigen Wetterlage viel besser behaupten. Und so erhielt der 2023er durch die Klimakapriolen des Jahres ein janusköpfiges Gesicht: für die Burgunderfamilie war er eher schwierig, für den Riesling aber gut.
Und was ist die Moral von der Geschicht? Verdamme einen Jahrgang nicht!