Ökologischer Weinbau

Vergangene Woche nahm ich, Urban Kaufmann, an einem einwöchigen Kurs zum Thema „Einführungskurs ökologischer Weinbau“ teil, den der Ökoverband ECOVIN im Kloster Jakobsberg durchgeführt hat.

In der Einleitung des Programmflyers hieß es:

„Hohe Betriebsmittelaufwendungen, Verluste an wertvoller Bodenkrume, Nitratauswaschungen und administrativ festgelegte Mengenerträge haben auch im Weinbau in den letzten Jahren ein Umdenken herbeigeführt. Immer mehr Winzer versuchen auf chemisch – synthetische Stoffe zu verzichten.
Gerade der Weinbau ist als Monokultur ein sehr anfälliges System, dass durch intensive pflegerische Maßnahmen geschützt werden muss. Der ökologische Weinbau bietet Maßnahmen und Verfahren an, mit denen die Gesundheit von Boden und Reben langfristig gefördert und erhalten werden kann…. “

Nachdem ich im letzten Jahr hautnah erleben durfte welche Vor- aber auch Nachteile ökologischer Weinbau hat, (unser Weingut ist seit dem Jahrgang 2012 zertifiziert) war ich natürlich sehr gespannt was die Referenten zu verschiedensten Themen zu berichten wussten. Eine Weiterbildung ist ja immer ein Abgleichen von Theorie, Praxis und den eigenen Vorstellungen.

Die rund 30 Teilnehmer kam aus allen Teilen Deutschlands und sogar eine kleine Gruppe aus Holland war dabei. Von Weinhändler über Hobbywinzer bis hin zu Profis war alles vertreten.

Der erste Tag:
Der vielfältige Themenreigen begann am ersten Tag mit dem Vortrag „ der Boden als Grundlage des ökologischen Weinbaus – der Boden als lebendiger Organismus“. Ein sehr spannendes Thema. Die Wetterschwankungen werden immer extremer. Das Klima wird wärmer, die trockenen Perioden werden immer länger, aber auch die Niederschläge werden immer intensiver. Viele Böden sind mit dieser Situation überfordert und so kommt es, dass die Maschinen und Vollernter tiefe Spuren hinterlassen, die man nicht so einfach wieder beheben kann.

Eines der Hauptanliegen des ökologischen Weinbau ist daher die Begrünung der Gassen zwischen den Reben und deren Bearbeitung, denn durch gezielte Maßnahmen kann man hier dem Boden wieder richtig Leben „einhauchen“. Oft ist es so, dass jede zweite Gasse umgebrochen wird und die andere mit einer Begrünung versehen ist, und nach ca 3 Jahren wird gewechselt. So wurde es auch im Weingut Hans Lang praktiziert.
2014 wollte ich nun die offene Gasse mit einer vielseitigen Samenmischung einsäen und die bisherige begrünte Zeile umbrechen. So weit so gut. Ich wählte sorgfältig aus mehreren Anbietern und Samenmischungen meine Aussaat der Wahl, und bereitete alles perfekt für die Einsaat vor. Der Samen wurde ausgebracht und wir warteten auf die ersten grünen Spitzen. Jedoch hatten wir nicht mit dem warmen und trockenen Frühjahr gerechnet, denn der Samen benötigte bald dringend Regen, der leider nicht kam. Die Einsaat wuchs so langsam und so schwach, dass ich sehr enttäuscht war. Die ganze Arbeit war fast vergebens…!!!
Als dann der Boden dann doch noch grün wurde, war der Zeitpunkt für das Umbrechen der alten Gasse schon zu spät, denn mit dem Umbrechen des Bodens wird viel Stickstoff freigesetzt. So ein Stickstoffschub, der wie eine riesige Düngemitteldosis wirkt, war zu diesem Zeitpunkt jedoch absolut unerwünscht, da die einzelnen Beeren an der Traube sehr groß und sich in der Reifephase gegenseitig abquetschen würden…. und das hieße große Fäulnisgefahr.
Also was Tun??? Wir entschieden, den Weinberg auf Vollbegrünung umzustellen. Das heißt seither ist bei uns jede Gasse ist begrünt und dadurch besser befahrbar. Im Oktober 2014, der ja bekanntlich extrem nass war  wurde sehr viel Wasser von den Gräsern aufgenommen und stand damit nicht den Reben zur Verfügung. Die Beeren wurden nicht zu prall und somit blieben unsere Reben länger gesund, was uns von den Kollegen im Ort mehrfach bestätigt wurde. Fazit: Glück im Unglück!

Der zweite Tag:
„ Nährstoffversorgung im System ökologischer Weinbau“
Ebenfalls ein sehr spannendes Thema. Ziel muss es sein, das Bodenleben so zu versorgen dass sich die Rebe darin wohl fühlt und keine Mangelerscheinungen zeigt. Ein Satz der sich vielleicht im ersten Moment komisch liest, aber ist tatsächlich so. Ein intakter Boden der keine Bodenverdichtungen hat, viele Bodenlebewesen besitzt ( Regenwürmer… ) ist ein guter Weinbergs Boden. Und wie bekommt man so einen Boden? Einerseits ist hier auch die Begrünung der Gassen extrem wertvoll und zusätzlich bringen wir regelmäßig – vor allen Dingen dort, wo die Reben ein eher schwaches Wachstum oder Mangelerscheinungen zeigen, organische Dünger (Kompost) in den Weinberg ein.

Dritter Tag.
„Pflanzengesundheit im ökologischen Weinbau“
Es ist nicht so, dass im ökologischen Weinbau nicht gegen Krankheiten gespritzt wird, aber es sind ganz andere Mittel wie in konventionellen Weinbau. Der Pflanzenschutz kann für Ökobetriebe sehr schwierig sein, und dies ist wohl auch der häufigste Grund warum nicht mehr Winzer auf ökologischen Weinbau umstellen. Die konventionellen Mittel dringen in die Pflanze ein und wirken dadurch stärker und auch länger und bieten dem Winzer mehr Sicherheit.
Wir dagegen nutzen Mittel (Schwefel und Kupfer), die „nur“ an der Oberfläche der Rebe wirken und schützen damit die Rebe vor Peronospora (falscher Mehltau) und Odium (echter Mehltau). Weitere organische Mittel, die wir verwenden stärken die Rebe und machen sie widerstandsfähig gegen Krankheiten. Man könnte das auch als „Hilfe zur Selbsthilfe“ bezeichnen…

Vierter Tag:
„ Richtlinien, Kontrolle und Deklarationsfragen“
Ohne Bürokratie geht es leider nicht… so wurde uns erklärt was wir z.B. auf das Etikett schreiben müssen und wie gross die Buchstaben dafür sein müssen. Dieser Workshop war für mich persönlich nicht besonders interessant, da unser Weingut ja schon auf ökologischen Weinbau umgestellt ist. Da mehrere Gruppen gebildet wurden, konnte ich jedoch unserer Gruppe verschiedene Tipps geben auf was man bei einer Umstellung achten muss.

Fünfter Tag:
„ biologisch – dynamischer Weinbau“
Die Einführung gab uns einen Einblick in den biologisch – dynamischen Weinbau und seine Umsetzung in der Praxis. Ein zweiter Teil war die Bedeutung der Präparate und der deren Einsatz in der Praxis.
Da mich dieses Thema extrem interessiert und ich auch schon die ein oder anderen „Maßnahme“ in 2015 fest eingeplant habe, werde ich zu diesem Thema ein anderes Mal berichten…