Einjähriges

Foto von meinem ersten Besuch in der Schweiz im Sommer 2012

 

Heute vor einem Jahr war Urbans erster Tag in Deutschland.

Am 31. Oktober übergab er die gepachtete Käserei an seinen Nachfolger, packte seine letzten Sachen aus der zur Käserei gehörenden Wohnung, aß mit den Eltern zu Mittag und fuhr dann in sein neues Leben nach Deutschland, genauer gesagt in meine kleine Wohnung in Gau-Algesheim.

Die neue Eigentumswohnung der Langs war noch im Rohbau, so dass Urban bis zum März jeden Tag von der „Ebsch Seit“ mit der Fähre in den Rheingau fahren mußte. Urban war davon gar nicht begeistert, zumal es bis zum Umzug dann länger dauerte, als er zunächst gehofft hatte, doch ich fand diese Zeit mit ihm sehr schön und angenehm. Ich betrachtete es als eine Art „Galgenfrist“ und Eingewöhnungszeit, bevor das Weingut uns mit Haut und Haaren verschlingen würde…

So fuhr Urban, der die letzten 14 Jahre in der Schweiz in seinem Unternehmen selbstständig gearbeitet und gelebt hat, jeden Tag wie ein Angestellter in sein Weingut und fuhr abends wieder nach Hause. Ich war zu der Zeit noch voll und ganz beim VDP engagiert und genoß es sehr, dass am Abend jemand da war, für den ich etwas kochen konnte, oder mit dem ich rasch noch zum Essen ging. Beide waren wir ja Singles und kannten ein Leben zu zweit bisher nicht.

Was für ein Risiko, nach nur 11/2  Jahren Fernbeziehung zusammen zu ziehen und ein Weingut zu beteiben! mag da mancher denken, aber nur, wenn man Urban nicht kennt. Ich versuche zwar auch ständig, im Sinne der Zweisamkeit, meine Bestimmtheit und mein energisches und kritisches Wesen im Zaum zu halten, aber ohne Urbans fast stoische Geduld mit mir, seine Anpassungsfähigkeit, Bescheidenheit und seine so zugewandte und freundliche Art, hätten wir sicher mindestens einmal wöchentlich einen größeren Disput. Es ist wirklich ein Traum, der da in Erfüllung gegangen ist. Urban hat mir nicht nur meinen Traum von einem Weingut erfüllt, sondern ist der beste Partner und Lebensgefährte, den ich mir selbst in den kühnsten Träumen nicht hätte ausmalen können….

Und deshalb schreibe ich diesen Beitrag als Liebeserklärung an Urban, denn wir haben heute gar nicht die Zeit und Muße sein erstes Jahr in Deutschland zu feiern und wahrscheinlich denkt Urban, der bereits unterwegs zur Spätburgunder Probe ist, selbst überhaupt nicht daran. Aber als mein treuester Blog Leser, wird ihm dieser Eintrag sicher nicht entgehen…